Kategorie: Germanistik

Radio-Feature des SWR2 zu Paul Celans 50. Todestag

Der SWR sendete am 21. April ein einstündiges SWR2-Lesenswert-Feature von Norbert Hummelt zum Gedenken an Paul Celan. Darin kommt auch RRM ausführlich zu Wort, neben Alexandru Bulucz, Nancy Hünger & Peter Waterhouse:

https://www.swr.de/swr2/literatur/paul-celan-dichter-swr2-lesenswert-feature-2020-04-21-102.html

Zitat:

Es ist möglicherweise, wie soll ich sagen, ungut, aber ich habe die Engführung, vor dem Hintergrund, dass für mich von früh an, so ab dem siebten, achten Lebensjahr, Sprachliches eine enorme Rolle gespielt hat, oft in Teilen gelesen als die für mich traurige Rekapitulation von etwas, worin ich im familiären Unausgesprochenen groß geworden bin, dass vor meiner Haut sofort die früh erfahrene, radikale, bis an die mörderische Absicht gehende Bedrohung innerhalb der familiären Situation, spürbar war. Meine ganze Befangenheit diesem Text gegenüber wäre die Unbefangenheit in der Verletzung, die sich für mich hier ausdrückt. Ich weiß keinen vergleichbaren … Text ist ja wirklich jetzt ein sehr dünnes Wort dafür, aber ich weiß kein anderes poetisches Stück im Sinne Musikalität, thematischer Verarbeitung, das mich derartig affizieren würde, wie dieses, es ist ein Gesang, ja, ein Gesang von einer unglaublichen, … die Vergleiche sind nicht gut, das Trinklied vom Jammer der Erde oder die Kindertotenlieder von Mahler, das geht so in diese Richtung.

(Zitiert nach dem Sendungsmanuskript)

Aufsatz von Chiara Caradonna zum Werk Rainer René Muellers in Germanica 64

Die vom Département d’Études germaniques, néérlandaises et scandinaves der Université de Lille herausgegebene Zeitschrift Germanica bringt in ihrer Nummer 64: Formes poétiques du XXIe siècle :einen Aufsatz von Chiara Caradonna zu Muellers Werk: Kassiber schreiben. Rainer René Muellers Verdichtungen.

Das Abstract (hier zitiert nach dem dem OpenEditition-Eintrag https://journals.openedition.org/germanica/6493) verspricht bereits einige kluge Einsichten:

‪Seit der Veröffentlichung des Bandes ‪‪poèmes – poëtra (2015), in dem Gedichte aus drei Jahrzehnten versammelt sind, hat das Werk des in Würzburg geborenen Dichters Rainer René Mueller (*1949) zunehmend die begeisterte Aufmerksamkeit von Kritik und Publikum auf sich gezogen. Anhand dreier zentraler Motive (Lied, Herkunft, Stein) wird im vorliegenden Aufsatz erstmalig eine Übersicht über Muellers Poetik geboten. Im Mittelpunkt steht dabei die traditionsreiche Frage: Was ist deutsch?, die Mueller in seinem Werk mit Blick auf die Brüche und Widersprüche in der deutschen (Sprach-)Geschichte immer wieder mit Dringlichkeit stellt. Durch Auslegung ausgewählter Passagen aus repräsentativen Gedichten sowie unter Berücksichtigung von unveröffentlichten Texten aus Muellers Vorlass werden die Eigenheiten von Muellers Schreibweise vorgestellt. Sie habe – so Muellers eigener, früher programmatischer Aussage zufolge – Kassiber aus Stein in die Welt gesetzt, geheime Botschaften an die Aufmerksamen.‪

Bibliographische Angaben

Chiara Caradonna, «Kassiber schreiben. Rainer René Muellers Verdichtungen», Germanica [Online], 64 | 2e trimestre 2019, Online erschienen am: 01 Januar 2023, abgerufen am 31 Juli 2019. URL : http://journals.openedition.org/germanica/6493 ; DOI : 10.4000/germanica.6493

Sollten Sie nicht an eine wissenschaftliche Bibliothek angeschlossen sein, können Sie den Aufsatz auch online beziehen unter https://www.cairn.info/revue-germanica-2019-1-page-17.htm